Unsere musikalische Seele

Die Ranzengarde

Der Ranzengarde der 1. KaGe Elferrat Würzburg e.V. gehören der Spielmannszug, die Grüne Garde und die Ehrengarde an. Die Anfänge der Ranzengarde verlieren sich im Dunkel der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wann genau zum ersten mal Faschingssoldaten an die Öffentlichkeit getreten sind, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Aufzeichnungen und schriftliche Berichte von damals existieren überhaupt nicht. Der Chronist musste sich daher bei seinen Nachforschungen ausschließlich auf mündliche Überlieferungen stützen.

Das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt spielte sich damals hauptsächlich in den hier ansässigen Sport-Vereinen ab. Tatsache ist, dass bereits im Jahre 1855 ein aus Mitgliedern der Turngemeinde von 1848 gebildeter Elferrat die Organisation und Durchführung des Faschingsbetriebes in Würzburg übernommen hat. Eine Garde hat es damals sicher auch schon gegeben, doch lässt sich das heute nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen. Es ist nur ein Photo des Elferrates in den Archiven vorhanden. Als tatsächliches Gründungsjahr der Ranzengarde muss das Jahr 1908 angesehen werden.

Damals gründeten Mitglieder der Turngemeinde Würzburg einen Verein zum Bau eines Hallenbades. Sie gaben ihm den Namen „Schwimmhalla“. Dieser Verein trat nur in den letzten Tagen des Faschings in Aktion. Seine Hauptaufgabe war die Ausrichtung des Rosenmontagsballes. Die Garde bestand in dieser Zeit aus ca. 10 bis 15 Mann. Der erste Trommlerbub hieß Karl Böhler. Ihre wichtigste Aufgabe war die „Verhaftung“ der Honoratioren der Stadt. Diese konnten sich mit einem kleinen Bußgeld dann wieder freikaufen. Das Geld, das dabei zusammen kam wurde aber nicht für die Garde verwandt, sondern diente eben dem Zweck, den Bau eines Hallenbades zu finanzieren. Für diese Tätigkeit wurde die Garde mit einem Fässchen Bier belohnt. Jedoch erhielten sie es nicht gleich, sondern immer erst ein paar Wochen später. Die Inflation der Jahre 1922/23 machte alle Bemühungen des Vereins zunichte. Das ganze Geld war keinen Pfifferling mehr wert. Aber man ließ sich nicht entmutigen. Man begann von Neuem. Dass es trotzdem geschafft wurde, ein Hallenbad mitzufinanzieren, ist nicht zuletzt ein Verdienst der Ranzengarde. Als Vorbild für die Bekleidung der Garde diente die Uniform eines Würzburger Regiments, das in den spanischen Erbfolgekriegen total vernichtet wurde. Sie bestand aus einem grünen Uniformrock mit roten Aufschlägen, weißem Kamisol (Weste), weißer Hose, schwarzer Halsbinde und gelben Gamaschen. Die Kopfbedeckung war eine hohe, randlose Pelzmütze mit hohem, spitzen Blechvorderschild, auf dem das Stadtwappen von Würzburg angebracht war.

Nachdem der Zweck des Vereins Schwimmhalla erfüllt war, wurde im Jahre 1935 die heutige Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg e.V. gegründet. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Bälle zu veranstalten, wie es bei der Schwimmhalla der Fall war, sondern auch Sitzungen abzuhalten. Damit begann eigentlich das karnevalistische Leben im Fasching, wie wir es heute noch kennen, in unserer Stadt. Es gab bis zum Jahre 1935 nur eine Garde, nämlich die, die grüne Uniformen trug. Um einen Kontrast in den Farben der Garde zu bekommen, gründete Josef Stahl auf Anregung von „Schlauch“ Böhler eine neue Garde. Sie wurde in den Farben der Stadt (rot und gelb) eingekleidet. Das Nähen der Uniformen hatte das Würzburger Stadttheater übernommen. Es entstand nun ein gesunder Wettstreit zwischen den beiden Garden, wer die bessere von beiden war und dem Gedanken des fränkischen Brauchtums im Würzburger Fasching am nächsten kam.

Die Garde wurde jetzt auch mit Lanzen, an denen Wimpeln in den Faschingsfarben befestigt waren, ausgerüstet. Ihre Aufgabe bestand darin, den Schutz des jeweiligen Prinzen zu übernehmen, Spalier bei Bällen zu stehen, „Verhaftung“ vorzunehmen und den Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaft einen festlichen Rahmen zu verleihen. Das Geld, das bei diesen „Verhaftungen“ zusammen kam, wurde jetzt ausschließlich für Anschaffungen der Garden verwandt. Der erste Kommandeur beider Garden war Klaus Pfister.

Als im Jahre 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, war es mit dem karnevalistischen Leben in unserer Stadt zunächst vorbei. Viele Angehörige der Garden wurden eingezogen und kamen nicht wieder. Damit endet die Chronik der Ranzengarde von den Anfängen bis zum Jahre 1939. Wir schreiben die Jahre ab 1945, als Würzburg in Schutt und Asche lag. Zerschlagen war die Karnevalsgesellschaft Würzburg mit ihrer „Ranzengarde“. Trotzdem fand sich 1950 wieder eine Schar von Idealisten und Freunden, um die „Ranzengarde Würzburg“ neu erstehen zu lassen. Damit konnten die inzwischen (in den 50er Jahren) wieder in Gang gekommenen Faschingsveranstaltungen farbenprächtig ausgestaltet werden. Für die weitere Ausgestaltung der karnevalistischen Programme (Prunksitzungen) wurde als musikalische Umrahmung dringend ein „Spielmannszug“ gewünscht! Entsprechende Vorgespräche unter Leitung von Josef Stahl wurden dann im Jahre 1952 im Würzburger Hofbräuhaus geführt.

Der Anfang war, wie auch die Neugründung der „Ranzengarde Würzburg“ nach 1945 sehr schwer. Es fehlten die geldlichen Mittel zur Beschaffung der erforderlichen Instrumente. Der damalige Gesellschaftspräsident „Schlauch“ Böhler, ermöglichte es, mit Spenden der Würzburger Geschäftswelt die Musikinstrumente zu beschaffen. Nach vielen Übungsstunden war es möglich, erstmals im Fasching 1955 in der Öffentlichkeit aufzutreten, und zwar in den roten Uniformen. Inzwischen betrug der Klangkörper des Spielmannszuges ca. 2×20 Spielleute, die „Grüne“ und die „Rote“ Garde, die zum Schutze des jeweiligen Prinzen diente, hatte eine Gesamtstärke von ca. 20 Mann.

Durch die Gründung des Kadettenkorps sowie die Aufnahme von Frauen und Jugendlichen wurde 1969/1970 die Mannschaft verstärkt. Diese schlagkräftige Garde hatte etliche Gefechte in den darauffolgenden Jahren beim „Sturm aufs Rathaus“ zu bestehen. Am 10.10.1971 wurde als äußeres Wahrzeichen der Garde die „Standarte“ mit zwei verschiedenen Seiten angeschafft. Die Wappen der Garde sowie der Karnevalsgesellschaft zeigen sich stolz der Öffentlichkeit.  

Durch Spenden und vermehrte Einsätze des Spielmannszuges war es möglich, diesen einheitlich mit Dreispitzhüten auszustatten, um einen Kontrast zur „Roten“ und „Grünen“ Garde herzustellen. Die Dreispitze wurden erstmals im Fasching 1980 getragen und gehörten lange Jahre weit über die Grenzen Frankens hinaus zum Erkennungszeichen der Garde. Am 05.11.1982 wird unter der Leitung von Georg Roth die Ehrengarde der Ranzengarde gegründet. Unter dem gewählten Gründungsmotto „Die Alten lassen sich nicht ins Abseits stellen“ werden bestehende Kontakte freundschaftlich gepflegt. Im Jahr 1984 wurde erstmalig in der Geschichte der Ranzengarde ein Aktiver zum Prinzen der 1. KaGe Elferrat Würzburg e. V. inthronisiert. Mit einem Marsch- und später auch einem Showtanz entwickelte sich in den 80iger und 90iger Jahren ein gesunder Wettstreit zwischen der Grünen Garde und der Prinzengarde. Durch Spieleinsätze des Spielmannszuges der Ranzengarde in den Partnerstädten Caen und Dundee wird die Garde zum musikalischen Aushängeschild Würzburgs.

Freundschaftliche Besuche im In- und Ausland zeigen die Anerkennung, die der Spielmannszug der Ranzengarde inzwischen genießt. Lokale Medien ermöglichten im Rahmen des technischen Fortschrittes die Aufnahme von Schallplatte und CD. Auch lokale und überregionale Auftritte in Funk und Fernsehen kamen hinzu. Ende der 90ziger Jahre löste sich die Grüne Garde komplett auf. Von nun an war es schwierig Aktive für diese Garde zu begeistern. Mit dem Erlernen des Fahnenwerfens hat die Grüne Garde Anfang des 21. Jahrhunderts ihr äußeres Erscheinungsbild geändert und auch wieder Zuspruch durch neue Gardisten erfahren. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Spielmannszuges der Ranzengarde im Jahre 2005 wurden Tschakos als einheitliche Kopfbedeckung der Ranzengarde angeschafft. Erstmalig nach 35 Jahren wurde 2006 die Standarte von den Beschädigungen der Jahre befreit und komplett restauriert.

Im Jahr 2008 feierte die Ranzengarde ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Festkommerz in der Hofkirche der Residenz mit anschließendem gemütlichen Beisammensein im Weinkeller der Residenz, zu dem zahlreiche Gäste der Ranzengarde ihre Glückwünsche überbrachten. Mit einem Zapfenstreich und Ordenskommerz auf der Würzburger Festung fand das Jubiläumsjahr seinen Ausklang. 2009 nahm der Spielmannszug der Ranzengarde auf Einladung der irischen Partnergemeinde von Würzburg – Bray/County Wicklow – an den St. Patrick’s – Feierlichkeiten in Irland teil.

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